Polyvagal Theorie und stressmanagement
- Muna Seiler-Jaleel
- 27. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Ein Blick auf das Nervensystem und seine Auswirkungen auf unser Verhalten bei Stress.
Die Polyvagal Theorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, bietet einen faszinierenden Einblick in die Funktionsweise unseres Nervensystems und dessen Einfluss auf unser emotionales und soziales Verhalten. Diese Theorie revolutioniert unser Verständnis von Stress, Trauma und zwischenmenschlichen Beziehungen, indem sie die Rolle des Vagusnervs in den Mittelpunkt stellt. Das ist insbesondere auch für Verfahren des Stressmanagement wichtig.
Was ist der Vagusnerv?
Der Vagusnerv ist der längste Nerv des autonomen Nervensystems und erstreckt sich vom Gehirn bis zu verschiedenen Organen im Körper, einschließlich Herz, Lunge und Verdauungstrakt.
Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung vieler unbewusster Körperfunktionen, wie Herzschlag und Atmung. Darum bekommen wir verschiedene, körperliche Symptome, wenn wir Stress erfahren: Herzrasen, ein Kloss im Hals, zittern und vieles mehr. Hier kann mit Stressmanagement Techniken gut entgegengesteuert werden.
Darum gehören Polyvagal Theorie und Stressmanagement zusammen. Stressmanagement ohne das Wissen über die Steuerung der zentralen Körperfunktionen kann nur an der Oberfläche bleiben und so nicht nachhaltig sein.
Dr. Porges identifizierte zwei Hauptäste des Vagusnervs:
den ventralen Vagus und den dorsalen Vagus, die unterschiedliche Reaktionen auf Stress und soziale Interaktionen steuern.
Die Polyvagal Theorie beschreibt drei Hauptzustände, in denen sich unser Nervensystem befinden kann:
1. Sicherheit (Ventraler Vagus): In diesem Zustand fühlen wir uns sicher und sind in der Lage, soziale Bindungen einzugehen. Wir sind offen für Kommunikation und Interaktion, was uns hilft, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
2. Kampf oder Flucht (Sympathisches Nervensystem): Wenn wir uns bedroht fühlen, aktiviert unser Körper den Kampf-oder-Flucht-Modus. In diesem Zustand sind wir auf Überleben programmiert, was zu erhöhter Wachsamkeit und körperlicher Aktivität führt. Dies kann in stressigen Situationen hilfreich sein, kann aber auch zu Angst und Unruhe führen, wenn es chronisch wird.

3. Erstarrung (Dorsaler Vagus): In extremen Stresssituationen kann unser Körper in einen Zustand der Erstarrung oder Dissoziation übergehen. Dies ist eine Überlebensreaktion, die es uns ermöglicht, Schmerz und Trauma zu ertragen, indem wir uns emotional und körperlich zurückziehen in den sog. Freeze- Zustand.
Die Bedeutung der Polyvagal Theorie:
Die Polyvagal Theorie hat weitreichende Implikationen für die Psychologie, Traumatherapie und die allgemeine Gesundheitsversorgung. Sie hilft Fachleuten, das Verhalten von Menschen besser zu verstehen, insbesondere in Bezug auf Trauma und Stress.
Indem wir erkennen, in welchem Zustand sich unser Nervensystem befindet, können wir gezielte Strategien entwickeln, um uns wieder in einen Zustand der Sicherheit zu bringen.
Die Erkenntnisse aus der Polyvagal Theorie können in verschiedenen Bereichen angewendet werden, von der Psychotherapie bis hin zur Stressbewältigung.
Techniken wie Atemübungen, Achtsamkeit, körperorientierte Interventionen wie somatic Experiences aber auch Qi Gong oder Yoga und auch soziale Interaktion können helfen, den ventralen Vagus zu aktivieren und ein Gefühl der Sicherheit und Verbundenheit zu fördern.
Die Polyvagal Theorie von Dr. Stephen Porges bietet einen wertvollen Rahmen, um die komplexen Zusammenhänge zwischen unserem Nervensystem, unseren Emotionen und unserem Verhalten zu verstehen. Indem wir die Funktionsweise des Vagusnervs erkennen, können wir effektive Wege finden, um mit Stress umzugehen, Beziehungen zu stärken und unser allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Diese Theorie ermutigt uns, die Bedeutung von Sicherheit und sozialer Verbundenheit in unserem Leben zu schätzen und aktiv zu fördern.
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